Magersucht durch Falschbelegung?

Magersüchtige mit „Sucht nach Hunger“ entscheiden sich aufgrund spezieller neuronaler Prozesse dazu, automatisch fettärmeres Essen zu wählen.

Eine Arbeitsgruppe der Universität von Columbia University Medical Center unter der Leitung von Karin Foerde zeichnete die Gehirnaktivitäten der Studienteilnehmerinnen mittels fMRT funktioneller Magnetresonanztomografie auf und konnte feststellen, dass bei Betroffenen mit Anorexie vornehmlich ein Gehirnareal aktiv war, dass ursprünglich für Lernprozesse und der Steuerung von automatischen Bewegungsabläufen zuständig ist und eine ausschlaggebende Rolle bei gewohnheitsmäßigem Verhalten spielt.

Die ursprüngliche Aufgabe dieses Areals wäre unter anderem, ein Bein vor das andere zu setzen oder die Augenlider rechtzeitig zu schließen um vor Verletzung zu schützen. Magersüchtige scheinen deshalb ihre Entscheidungen zur Auswahl ihres Essens durch eine Ansteuerung dieses Gehirnareals mit der Zeit automatisch zu treffen.

Durch diese Eigendynamik könnte auch erklärt werden, weshalb dieser Erkrankung so schwer entgegenzuwirken ist.

In praktischen Kontrollstudien zwischen gesunden weiblichen und anorektischen Patientinnen galt es, zwischen gesunden und schmackhaften Gerichten zu wählen. Dabei entschieden sich Magersüchtige selten für deftige oder fetthaltige Produkte, während sich die restliche Gruppe weniger gesundheitsbewusst verhielt.

Studien aus der Vergangenheit beweisen, dass die Gehirnareale von anorektischen Betroffenen Bilder von Essen anders verarbeiten, wie es Gesunde tun.

Quelle: Spektrum.de 2015, Marie-Theresa Kaufmann