Déjà vu enträtselt

Als „Déjà vu“ bezeichnet man eine psychologische Wahrnehmung mit dem Gefühl, eine aktuelle Situation schon einmal  gesehen, erlebt oder geträumt zu haben.

Die aktuelle Forschung hat dafür zwei voneinander entkoppelte Gehirnprozesse ausfindig gemacht. Britischen Forschern ist es gelungen, im Labor künstlich hergestellte „Déjà vu-Abläufe“ zu
generieren, um dieser Gefühlswelt intensiver auf die Spur zu kommen:

Tritt einer von zwei Gehirnprozessen, die auch im normalen Gedächtnis eine Rolle spielen, alleine für sich auf, so kann er das klassische Gefühl verursachen, etwas vermeintlich Unbekanntes
schon einmal gesehen zu haben.

Um ein „Déjá vu“ zu erspüren, müssen im Gehirn nacheinander zwei unterschiedliche Prozesse ablaufen:

Als ersten Schritt sucht das Gehirn nach bereits bekannten Objekten oder Erlebnissen, die bereits einmal abgespeichert wurden, im zweiten Schritt ordnet ein anderer Teil des Gehirns die Erinnerung als bekannt zu, wodurch ein Gefühl der Vertrautheit erzeugt wird.

Unterschiedliche Erklärungen für das gleiche Phänomen

Derzeit lassen sich die Erklärungen der Wissenschaftler in zwei Lager aufteilen: Diejenigen, die ein Déjà vu als ganz normale „Rückerinnerung“ bezeichnen, Vorgänge, die wir schon einmal erlebt oder Dinge, die wir schon einmal gesehen und unbewusst gespeichert haben.

Andere vermuten in einem Déjà vu kurzzeitige Störungen im Gehirn, die, vergleichbar mit Halluzinationen, nichts mit der Realität zu tun haben. Als Hintergrund dafür wird eine bestimmte
Hirnwindung genannt, die das abrupte Vertrautheitsgefühl auslösen kann. Vertrautheitsgefühle, die regelkonform ablaufen, werden dabei im Schläfenlappen ausgelöst, in dem die bewusste Erinnerung gespeichert wird. Im Falle eines Déjà vus jedoch täuscht uns das Gehirn durch interne Fehlprozesse im Schläfenlappen ein Gefühl von Bekanntheit und Vertrautheit vor, das real gar nicht existiert, wir werden „getäuscht“. Ursächlich werden Müdigkeit oder kurzfristige Störungen im Hirnstoffwechsel angenommen.

Besonders Beobachtungen bei Epilepsiepatienten erhärten die These, dass der Auslöser durch Fehlfunktionen des Schläfenlappens hervorgerufen wird:

Nach umfangreichen Gehirnoperationen hatten Epilepsiepatienten plötzlich das Gefühl, völlig Unbekannte in ihrer Umgebung in völliger Vertrautheit zu kennen. Pharmakologisch hilfreich erwies sich bei Epileptikern die Einnahme von Carbamazepin, worauf auch ein Rückgang von Déjà vu-Erlebnissen verzeichnet wurde. Aber auch umgekehrt konnten bei Parkinson-Patienten, die Appetitzügler und Parkinson-Medikamente einnahmen, Déjà vu-Erlebnisse beobachtet werden. Déjà vu-Erlebnisse können somit als „Fehlschaltungen im Gehirn“ bezeichnet werden.

Diejenigen Wissenschaftler, die ein Déjà vu als Rückerinnerung bezeichnen, begründen ihre These damit, dass wir täglich ungeahnt viele Eindrücke sammeln, die wir im Bruchteil von Millisekunden nur unterschwellig wahrnehmen. Erinnerungen aus der allernächsten Vergangenheit, auch wenn sie nur ganz geringfügig zurückliegen. Unser Gehirn speichert nach einem Ordnungsprozess alle Teilwahrnehmungen zu einem Ganzen, so dass es durchaus vorkommen kann, dass einige Fragmente „verspätet“ ihren vorgesehenen Speicherort erreichen – es kann somit ein undefinierbarer Eindruck entstehen, gerade Erlebtes sei schon länger bekannt.

Statistisch treten bevorzugt bei Frauen häufiger als bei Männer Déjà vu-Erlebnisse auf, etwas mehr als 95% der Bevölkerung haben derartige Wahrnehmungen schon einmal gehabt.

Umfangreiche Informationen hierzu in Quelle: New Scientist